Wie Nachhaltigkeit bei SV Hotel an Bedeutung gewinnt - Interview mit Beat Kuhn, Managing Director SV Hotel

Die SV Group betreibt heute 19 Hotels in Deutschland und der Schweiz. Bis 2025 sollen weitere acht Hotels dazu kommen. Ein ehrgeiziger Wachstumsplan, der uns auch dazu verpflichtet, unser bisheriges Verständnis der ökologischen Nachhaltigkeit weiter zu entwickeln und umfassender zu definieren: Während wir uns als Gastronomieunternehmen im vergangenen Jahrzehnt vorwiegend auf die Förderung nachhaltiger Ernährung fokussierten, wollen wir heute auch als Hotelgruppe Antworten zu Herausforderungen der Nachhaltigkeit finden: Sei es im Bereich der Nachhaltigkeitsstandards von Gebäuden, bei deren effizienten Betrieb oder bei nachhaltigen Materialien für die Innenausstattung und die Geräte. Managing Director von SV Hotel, Beat Kuhn, hat uns im Interview verraten, in welche Richtung sich das neue Nachhaltigkeitsverständnis entwickeln wird und wo bereits heute in unseren Hotels viel Nachhaltigkeit drinsteckt.

Seit wann beschäftigt sich SV Hotel mit Nachhaltigkeit?

Als Teil der SV Group gehört unser Streben nach einer sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit zu unserer Tradition. Natürlich hat sich dieses über die Jahre hinweg weiterentwickelt. Während unser ursprünglicher Gründungszweck vor über hundert Jahren aus der sozialen Nachhaltigkeit heraus entstanden ist, stand das letzte Jahrzehnt vor allem im Zeichen der ökologischen Nachhaltigkeit: Die SV Group hat das Angebot in den Restaurants klimafreundlicher und gesünder gestaltet und die Umweltbilanz entlang der gesamten Wertschöpfungskette stetig verbessert. In unseren Schweizer Hotels gelten im Übrigen heute für den Bereich Food & Beverage dieselben Nachhaltigkeitsanforderungen wie bei den Mitarbeitendenrestaurants und Schulmensen.

In welche Richtung wird sich die Nachhaltigkeit bei SV Hotel entwickeln?

Künftig möchten wir mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie über den F&B Bereich hinausgehen und arbeiten derzeit an der Erweiterung unserer Strategie für die Schweiz und Deutschland. Diese soll unter anderem die Nachhaltigkeitsstandards der Gebäude, deren Betrieb und die Beschaffung nachhaltiger Materialien für die Innenausstattung umfassen.

Als Franchisenehmer der Marriott Gruppe konnten wir schon viel Erfahrung mit einem anderen Nachhaltigkeitsprogramm sammeln, da wir mit unseren Marriott-Häusern automatisch ins Serve 360 Programm eingeschlossen sind.

Mit der Entwicklung unserer eigenen Strategie stehen wir zwar noch am Anfang, aber wir verfügen in der SV Group bereits über sehr viel Expertise im Bereich Nachhaltigkeit. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir zügig vorankommen werden. Bis Ende 2022 möchten wir die Strategie fertig ausarbeiten und danach mit der Umsetzung beginnen.

Gibt es neben dem F&B Bereich weitere Massnahmen, die heute schon auf das neue Verständnis der Nachhaltigkeit einzahlen?

Ja klar, die gibt es. Unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen beginnen nicht erst mit der Verabschiedung einer Strategie. Bei Hotels handelt es sich um Projekte, die auf die nächsten dreissig Jahre hinaus geplant werden. Bei allen neuen Projekten muss deshalb Nachhaltigkeit bereits von Beginn weg ein zentraler Aspekt der Planung sein.

Bei unserem Stay KooooK und Hyatt Centric-Projekt in Hamburg beispielsweise ersetzt der Investor das bestehende Gebäude durch einen klimaneutralen Neubau. Auch das Stay KooooK in Bern hat einen energieeffizienten Bau. Das Gebäude entspricht dem Minergie Standard. Zentrale Punkte beim Minergie-Standard sind eine gut gedämmte Gebäudehülle, eine hocheffiziente und erneuerbare Energieversorgung sowie die kontrollierte Lufterneuerung.

Bei unseren Hotels in der Schweiz haben wir uns allgemein gefragt, wie wir mit dem Thema Energie umgehen wollen. Deshalb haben wir uns 2017 entschlossen, dass wir in all unseren Hotels ausschliesslich Strom aus Wasserkraft verwenden.

SV Hotel wurde übrigens bereits 2012 für das Courtyard by Marriott Zürich mit dem „Milestone – Excellence in Tourism“ Nachhaltigkeits-Award in Zusammenarbeit mit „Myclimate“ gewürdigt. Ein solches Programm war damals neu und vorausschauend. Seither hat sich im Nachhaltigkeitsverständnis sehr viel getan. Heute möchten wir uns deshalb eher dafür einsetzen, unseren ökologischen Fussabdruck direkt bei uns verringern, anstatt zu kompensieren.

Gibt es ein Aspekt der Nachhaltigkeit, der vor allem bei der selbstentwickelten Marke „Stay KooooK“ zum Tragen kommt?

Speziell bei Stay KooooK ist sicher das Thema Raum und Flächennutzung ein zentrales Thema. Da es sich dabei um ein Extended-Stay-Konzept handelt, ist der Wunsch der Gäste nach Wohnraum grösser als bei Short-Stay-Gästen. Raum ist aber ein immer knapper werdendes Gut – insbesondere an zentralen Lagen. Also genau dort, wo unsere Stay KooooKs entstehen. Da heisst es für uns, dass wir die zur Verfügung stehenden Flächen effizienter und flexibler nutzen müssen. Auf weniger Raum soll mehr stattfinden und dem Gast gleich viel Komfort geboten werden.

Im Stay KooooK haben wir uns deshalb für den gemeinsamen Wohnbereich für ein Sharing-Konzept entschlossen. Ein Aufenthaltsbereich mit Wohnzimmer-Charakter steht allen Gästen zur Verfügung. Dort kann gemeinsam gekocht oder einfach Zeit in gemütlicher Atmosphäre verbracht werden. Die einzelnen Studios hingegen sind sehr effizient aufgebaut, bieten aber dennoch alles, was ein kleines Appartement bietet, inklusive Küche und Waschmaschine. Um dies auf der knappen Fläche zu bewerkstelligen, haben wir ein bewegliches Wohnelement „The Slide“ entwickelt, mit dem die Gäste das Studio nach ihren Bedürfnissen anpassen können. Das verschiebbare Modul lässt sich mit einem leichten Zug am Hebel hin- und herschieben und gibt entweder Platz frei für das Bett oder für eine voll ausgestattete Küche.